Christliche Liederdatenbank    

Die Herrlichkeit der Erden

1) Die Herrlichkeit der Erden
muss Rauch und Asche werden,
kein Fels, kein Erz kann stehn.
Dies, was uns kann ergötzen,
was wir für ewig schätzen,
wird als ein leichter Traum vergehn.

2) Der Ruhm, nach dem wir trachten,
den wir unsterblich achten,
ist nur ein falscher Wahn;
sobald der Geist gewichen
und dieser Mund erblichen,
fragt keiner, was man hier getan.

3) Es hilft kein weises Wissen,
wir werden hingerissen
ohn einen Unterscheid.
Was nützt der Schlösser Menge?
Dem hier die Welt zu enge,
dem wird ein enges Grab zu weit.

4) Dies alles wird zerrinnen,
was Müh und Fleiß gewinnen
und saurer Schweiß erwirbt.
Was Menschen hier besitzen,
kann vor dem Tod nichts nützen;
dies alles stirbt uns, wenn man stirbt.

5) Wie eine Rose blühet,
wenn man die Sonne siehet
begrüßen diese Welt,
die, eh der Tag sich neiget,
eh sich der Abend zeiget,
verwelkt und unversehens fällt:

6) So wachsen wir auf Erden
und denken groß zu werden,
von Schmerz und Sorgen frei;
doch eh wir zugenommen
und recht zur Blüte kommen,
bricht uns des Todes Sturm entzwei.

7) Wir rechnen Jahr auf Jahre;
indessen wird die Bahre
uns vor die Tür gebracht.
Drauf müssen wir von hinnen
und, eh wir uns besinnen,
der Erde sagen: Gute Nacht!

8) Auf, Herz, wach und bedenke,
dass dieser Zeit Geschenke
den Augenblick nur dein.
Was du zuvor genossen,
ist als ein Strom verschossen;
was künftig, wessen wird es sein?

9) Verlache Welt und Ehre,
Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre
und geh den Herren an,
der immer König bleibet,
den keine Zeit vertreibet,
der einzig ewig machen kann.

10) Wohl dem, der auf ihn trauet!
Er hat recht fest gebauet,
und ob er hier gleich fällt,
wird er doch dort bestehen
und nimmermehr vergehen,
weil ihn die Stärke selbst erhält.

Von Andreas Gryphius, einem der berühmtesten deutschen Barockdichter, stammt diese Klage über die Vergänglichkeit der Welt, gefasst in harte Gegensätze und düstere Bilder – wie etwa das von der Totenbahre, die vor dem Haus auf uns wartet. Erst ganz zum Schluss fängt das Gedicht die Hinfälligkeit alles Irdischen in der Beständigkeit Gottes auf. Die Melodie gehörte zuerst zu einem Bußlied mit dem Textanfang „Kommt, her, ihr Menschenkinder“ und wird im Reformierten Gesangbuch auch mit dem Morgen- und Abendlied „Wann sich die Sonn erhebet“ (RG-Nr. 573) gesungen. (Andreas Marti)

Text: (1650)
Melodie: O Welt, ich muss dich lassen
CCLI-Nr.: 5216530

Den Liedtext und Noten findet man in folgenden Liederbüchern:

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