Lass mich meine Zunge zähmen    

1) Lass mich meine Zunge zähmen,
wenn ich zwischen Sündern steh.
Wenn ich Toren lästern seh,
lass mich das zum Denkspruch nehmen:
dass ein Wort, nicht überlegt,
reue bringt und Zorn erregt.

2) Jesu, was ich denk und sinne,
kommt ja dort vor dein Gericht.
Kommt, wie ich, vor dein Gesicht.
Was ich wünsche und beginne,
ist dir besser kund als mir, -
bloß und aufgedeckt vor dir.

3) Als du diesen Weltkreis balltest,
war dir schon die Zukunft klar,
auch mein Herz dir offenbar.
Auch, da du die Welt durchwalltest,
sahst du dem, der vor dir stund,
bis auf seines Herzens Grund.

4) Jede Silbe, ausgesprochen
so, dass sie nicht nötig war,
und Erbauung nicht gebar, -
jedes Wort, umsonst gebrochen,
kommt einst mit vor dein Gericht,
Herr, dein Ernst vergisst es nicht!

5) Jede Rede wird mich zieren,
die des Heilands Preis enthielt,
die auf Heiligung gezielt.
Jede wird das Feuer schüren,
die ein schlechtes Herz entdeckt,
die den Nächsten nicht erweckt.

6) Lass aus meinem Munde brechen,
was aus deiner Salbung quillt!
Der, den deine Quelle füllt,
der wird süß und kräftig sprechen.
Ein Gemüt, dir ganz geweiht,
haucht nichts, als Erbaulichkeit.

7) Lass mich lieber stille schweigen,
wenn ein Wort nicht bessern kann,
als nach einem falschen Plan
Geist und Witz und Klugheit zeigen!
Deine Furcht durchschüttre mich,
dann erst red und zeuge ich!

8) Steter Preis, der Gott gebühret,
dank, Bekenntnis und Gebet,
reines Lob, das dich erhöht,
Zeugnis, das zur Tugend führet,
sei mein Reden, bis mein Geist
fliehend sich der Welt entreißt.

Text:
Melodie: Ach, was soll ich Sünder machen