Hör, meine Seel, und lass dir sagn    

1) Hör, meine Seel', und lass dir sag'n,
die Abendglocke hat geschlag'n.
Drum weil du heute mannigfalt
gesündigt, mit Gott Rechnung halt,
wie viel du schuldig blieben.

2) Bereu' und lass die Sünd' fortan,
verbessre, was nicht gut getan,
und gib dich eher nicht zur Ruh',
bis Gott mit dir versöhnt, und du
der Schulden quitt bist worden.

3) Vergiss auch seines Lobes nicht,
dein Abendopfer ihm zuricht'.
Schlacht ihm in Reinigkeit dein Herz,
lass den Rauch des Gebets aufwärts
den Geist im Glauben führen.

4) Ach mein Gott, darf ich's wagen wohl?
Ich weiß nicht, ob ich treten soll
vor dein gestrenges Angesicht?
Doch weil ich dort muss vor Gericht,
will ich jetzt lieber kommen.

5) Ich klage mich hier selber an,
ich habe heut' nichts Gut's getan,
mit Bösem Böses aufgehäuft
und mich in große Schuld getäuft
hab, und weiß nicht zu zahlen.

6) Der Tag ist weg, wo soll ich hin?
Ich kann ins Finstre nicht entfliehn.
Die Nacht der Sünde nicht bedeckt,
vor deinem Zorn mich nicht versteckt,
des Feu'r ich schon seh brennen.

7) Kein Rat ist, Jesu, ohne dich,
in dein' Unschuld verkriech ich mich.
O Herr, vertritt und decke du
mich mit dem Purpurmantel zu,
den du für mich getragen.

8) Durch ihn lob ich dich, meinen Gott,
dass du mich heut' so manche Not,
des Leibs und Seelen Ungelück,
des Teufels, Welt und Fleisches Tück
hast lassen überstreben.

9) Du hast, ob ich gefallen bin,
mich doch nicht übergeben hin,
vor vielem Bösen mich behüt,
mit Güt' und Wohltat überschütt',
mehr als ich kann gedenken.

10) Ach Herr, ich bin viel zu gering
der Wohltat und der guten Ding,
die du mir heut erzeiget hast.
Ach, hilf mir ferner alle Last
der Sünd' und Not hinlegen.

11) Lass mich einschlafen ohne Sorg'
in deinem Schutz. Die Wagenburg
der Engel sei rings um mich her,
und allen meinen Feinden wehr',
die auf mein Unglück wachen.

12) Dein Arm mein Hab und Haus bedeck,
dass uns im Schlafe nichts erschreck,
kein böser Traum, kein Ungeheu'r,
Gespenster, Diebe, Wasser, Feu'r,
und was uns könnte schaden.

13) Hilf, dass ich durch die ganze Nacht
an dich gedenk, und aufgewacht,
durch dich an Leib und Seel' erquickt,
zu meinem Dienst sei wohl geschickt,
und fröhlich kann aufstehen.

14) Lass keinen bösen schnellen Tod
mich übereilen, frommer Gott.
Soll's aber, Herr, dein Wille sein,
dass ich sollt heinte schlafen ein,
so lass mich selig fahren.

15) Dass mich der Engel Kompanie,
in der ich wach und schlafe hie,
in deine Hand zur Ruh' heimführ,
da keine Qual die Seele rühr, -
den Leib lass sanfte schlafen,

16) Bis er an deinem großen Tag
sich wieder mit der Seele mag
erfreuen und vereinigen,
und so mit allen Gläubigen
zum Leben auferstehen.

Text:
Melodie: Unbekannt