Ich glaube, dass die Heiligen

1) Ich glaube, dass die Heiligen
im Geist Gemeinschaft haben,
weil sie in einer Gnade stehn
und eines Geistes Gaben.
So viele Christus nennet sein,
die haben alles Gut gemein
und alle Himmelsschätze.

2) Denn in der neuen Kreatur
ist keiner klein noch größer;
wir haben einen Christus nur,
den einigen Erlöser.
Das Licht, das Heil, der Morgenstern,
Wort, Tauf und Nachtmahl unsres Herrn
ist allen gleich geschenket.

3) Wir haben alle überdies
Gemeinschaft an dem Leiden,
am Kreuz, an der Bekümmernis,
an Spott und Traurigkeiten;
wir tragen, doch nicht ohne Ruhm,
allzeit das Sterben Jesu um
an dem geplagten Leibe.

4) So trägt ein Glied des andern Last
um seines Hauptes willen;
denn wer der andern Lasten fasst,
lernt das Gesetz erfüllen,
worin uns Christus vorangeht.
Dies königlich Gebot besteht
in einem Worte: Liebe.

5) Ich will mich der Gemeinschaft nicht
der Heiligen entziehen;
wenn meinen Nächsten Not anficht,
so will ich ihn nicht fliehen.
Hab ich Gemeinschaft an dem Leid,
so lass mich an der Herrlichkeit
auch einst Gemeinschaft haben.

Alternativer Text:

1) Ich glaube, dass die Heiligen
gemeinschaft mit sich haben,
weil sie in einer Gnade stehn
und eines Geistes Gaben.
So viel hier wahre Glieder sein,
die haben alles Gut gemein
und alle Himmelsschätze.

2) So lang wir zwar in dieser Zeit
als Erdengäste wohnen,
bleibt der gewohnte Unterscheid
der Stände und Personen,
das teils noch arm. veracht't und klein,
teils reich, geehrt und höher sein
wird noch nicht aufgehoben.

3) Doch in der neuen Kreatur
ist keiner klein noch größer.
Wir haben einen Christum nur,
den einigen Erlöser,
das Licht, das Heil, den Morgenstern.
Wort, Tauf' und Nachtmahl unsers Herrn
ist allen gleich geschenket.

4) Da ist kein Knecht und Freier mehr,
da sind sie alle Kinder.
Der Reichtum macht hier keine Ehr,
die Armut keinen Sünder.
Gott sieht hier nicht Personen an,
indem der Reiche arm sein kann,
der Arme reich an Gnaden.

5) Die Sonne der Gerechtigkeit
will allen Gnade geben,
der Geist gibt allen allezeit,
als Gottes Atem, Leben,
weil uns der Vater alle liebt,
so wie der Himmel uns umgibt,
wir haben gleiche Güter.

6) Ein Himmel, eine Seligkeit,
ein Vorbild und ein Hoffen,
ein Recht, ein Vaterherz im Leid,
ein Segen steht uns offen.
Uns führt ein Weg dem Himmel zu,
wir hoffen alle eine Ruh
allein durch einen Glauben.

7) Wir haben alle überdies
Gemeinschaft an dem Leiden,
am Kreuz, an der Bekümmernis,
an Spott und Traurigkeiten.
Wir tragen, doch nicht ohne Ruhm,
allzeit das Sterben Jesu um
an dem geplagten Leibe.

8) Wir leiden mit, wir ziehen an
ein herzliches Erbarmen
und wenn das Herz nichts weiter kann,
so seufzt es für die Armen.
Denn solch ein Glied, das nicht empfind't,
wenn andre Glieder schmerzhaft sind,
das hat gewiss kein Leben.

9) So trägt ein Glied des andern Last
um seines Hauptes willen.
Wer seiner Brüder Lasten fasst,
lernt das Gesetz erfüllen,
wo Christus uns zum Vorbild geht.
Dies königlich Gebot besteht
in einem Wörtlein: Liebe.

10) Des Heilands süßer Liebesreiz
dringt also alle Frommen,
der aus Erbarmen unser Kreuz
für uns auf sich genommen,
dass meine Armut seine Not,
mein Kreuz sein Kreuz, mein Tod sein Tod,
mein Spott sein Spott ist worden.

11) Wo ist der Heilige so groß,
der mir hier vorgegangen,
mit dem ich als ein Kreuzgenoss'
Gemeinschaft soll erlangen.
Bedenk, mein Herze, wer es ist,
es ist der Heiland Jesus Christ,
der Sohn des Allerhöchsten.

12) Ich will mich der Gemeinschaft nicht
der Heiligen entziehen.
Wenn meine Brüder Not anficht,
so will ich sie nicht fliehen.
Hab ich Gemeinschaft an dem Leid,
so lass mich an der Herrlichkeit
auch einst Gemeinschaft haben.

Text: Philipp Friedrich Hiller 1731
Melodie: Johann Crüger 1653 / Peter Sohren 1668 / Halle 1704

Quelle: https://www.evangeliums.net/lieder/lied_ich_glaube_dass_die_heiligen.html